Mehr ist als die Zufahrt zu einer Baustelle!

Marthastraße? Das ist doch diese kleine unscheinbare Straße an der Hummelwiese in Kiel, oder?

Ja genau. Die kleine Straße an der Hummelwiese, über die in letzter Zeit so viel gesprochen wird. Denn am Ende der Straße liegt Marthas Insel, oder wie andere sie nennen, die Kieler Krim. Egal wie man es bezeichnet: Es geht dabei um das größte innenstädtische Neubaugebiet, auf welchem seit einigen Jahren ganz schön viel passiert. Es wachsen neue Wohnhäuser aus dem Boden und wir als Anwohner:innen dürfen nur aus der Zeitung erfahren, was hier in den kommenden Jahren entstehen soll. Baustellenlärm, Staub und Bauzäune sind Beweis, dass hier fleißig gebaut wird und täglich brausen Tieflader, Kräne und schweres Gerät durch unsere kleine Sackgasse.

Als Anwohner:innen wollen wir unseren Stadtteil mitgestalten, unsere Ideen einbringen und dazu beitragen, dass unser „Kiez“ schön, lebenswert und erschwinglich bleibt. Dabei geht es nicht darum, dass wir etwas gegen Bauprojekte haben. Ganz im Gegenteil: Wir alle wissen, dass der Wohnungsmarkt in Kiel angespannt ist und die Wohnungssuche in der Innenstadt für Menschen mit kleinem Geldbeutel inzwischen fast unmöglich geworden ist, und finden, dass die Wohnraumpolitik der Stadt Kiel deutlich zu wünschen übrig lässt. Wir sehen immer mehr Hotels und hochpreisige Apartments und wünschen uns mehr erschwinglichen Wohnraum (auch Sozialwohnungen) in öffentlicher Hand. Nachdem wir deshalb unsere Probleme mit den ursprünglichen Plänen für Marthas Insel hatten, organisierten wir Protest. Viele kleine und große Aktionen brachten die Stadt letztendlich dazu, zumindest in Teilen einzulenken und einen deutlichen Anteil an Sozialwohnungen zu schaffen. Außerdem veränderte sich die Zielgruppe, welcher der Investor mit Mikroappartments ansprechen wollte, weg von der Zielgruppe ‚double income – no kids‘ hin zu ’studentischem Wohnen‘. Kritik, Protest und ein langer Atem kann sich also lohnen – Marthas Insel würde ohne unsere Aktionen und das Engagement der Anwohner:innen heute sicherlich anders aussehen.

Doch wer sich die Köpfe darüber zerbricht, wie ein ‚Stadtteil für Alle‘ aussehen könnte, wie es um unsere Straße und unsere Wohnsituation in Zukunft bestellt ist und wie tief eigentlich Straßenbelag und Bordsteine absinken können, muss zwischendurch auch einmal Pause machen:

Darum organisieren wir seit 2019 das martha.fest, welches zwar gleich nach dem ersten Durchlauf der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, aber nun wieder stattfinden kann. Wir wollen mit dem martha.fest einen Ort schaffen, an dem sich Anwohner:innen, deren Freund:innen und Familien treffen können und sich bei Musik, Snacks und einem bunten Programm kennenlernen, vernetzen und austauschen können. Es geht uns also nicht nur um einen bunten Nachmittag mit Musik und Fassbier, sondern auch um die 364 weiteren Tage im Jahr in einem lebenswerten Stadtteil.

www.martha-kiel.de | info@martha-kiel.de